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Cannabis Krankheiten & Schädlinge : Erkennen, Vorbeugen und Behandeln

Geschrieben von: Matthias Coufal

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Lesezeit 6 min

Cannabispflanzen sind sensible Lebewesen kleinste Veränderungen in Klima, Nährstoffversorgung oder Hygiene können ausreichen, um Krankheiten oder Schädlingsbefall auszulösen.
Wer erfolgreich anbauen will, muss die häufigsten Cannabis Krankheiten und Schädlinge kennen, um sie rechtzeitig zu erkennen und gezielt zu bekämpfen.

Dieser umfassende Leitfaden erklärt die Ursachen, Symptome und Lösungen der wichtigsten Pflanzenkrankheiten und zeigt dir, wie du durch Prävention und biologisches Management deine Erntequalität langfristig sichern kannst.

Grundlagen: Warum Cannabispflanzen krank werden

Ob Nutzhanf oder THC-reiches Cannabis, jede Sorte reagiert empfindlich auf Umwelteinflüsse. Besonders im Indoor Grow entstehen ideale Bedingungen für Schimmel und Insekten: hohe Luftfeuchtigkeit, warme Temperaturen und begrenzte Luftzirkulation.

Hinzu kommt: Viele moderne Hybridsorten sind auf hohe Wirkstoffkonzentrationen gezüchtet, was oft auf Kosten der natürlichen Resistenz gegen Krankheitserreger geht.

Hauptursachen für Erkrankungen

  • Ungünstiger pH-Wert (Nährstoffblockade oder toxische Konzentrationen)

  • Zu hohe Luftfeuchtigkeit (>60 %)

  • Mangelnde Belüftung oder stehende Luftschichten

  • Überwässerung / Sauerstoffmangel im Substrat

  • Unsterile Werkzeuge, Hände oder Töpfe

  • Stress durch Licht, Hitze oder Nährstoffschwankungen

Folgen: Geschwächte Pflanzen, verlangsamtes Wachstum, gelbe Blätter und im schlimmsten Fall eine komplett verlorene Ernte

Diese Sorten sind besonders resistent gegenüber Schädlingen:

Arten von Cannabis-Krankheiten

Cannabis-Krankheiten lassen sich in vier Hauptgruppen einteilen:

  1. Pilzkrankheiten – Mehltau, Grauschimmel, Wurzelfäule

  2. Bakterielle Krankheiten – Blattflecken, Schleimfäule

  3. Virusinfektionen – Hop Latent Viroid (HLVd), Mosaikviren

  4. Abiotische Schäden – Nährstoffmangel, pH-Fehler oder Umweltstress

Jede Kategorie erfordert unterschiedliche Diagnosemethoden und Behandlungen – doch die beste Strategie ist immer: Prävention statt Reaktion.

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Pilzkrankheiten: die häufigste Gefahr im Grow

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Echter und falscher Mehltau

Einer der verbreitetsten Feinde von Indoor- und Outdoor-Grows ist der Mehltau.
Er tritt in zwei Formen auf: echter Mehltau (weißer, mehlartiger Belag) und falscher Mehltau (gelbliche Flecken mit dunklem Belag auf der Unterseite).

Symptome:

  • Weißlicher, pudriger Film auf Blättern (echter Mehltau)

  • Gelbe oder braune Flecken, violetter Schimmel auf Blattunterseiten (falscher Mehltau)

  • Wachstumsverlangsamung, eingerollte Blätter

Ursachen:

  • Hohe Luftfeuchtigkeit über Nacht

  • Schwache Luftzirkulation

  • Zu enger Pflanzabstand

Behandlung:

  • Alle befallenen Blätter entfernen

  • Neemöl oder Kaliumbicarbonat-Lösung (5–10 ml/L) aufsprühen

  • Wiederholung alle 3–5 Tage

Prävention:
Halte dein VPD (Vapor Pressure Deficit) im optimalen Bereich:

  • Wachstum: 0,8–1,2 kPa

  • Blüte: 1,2–1,6 kPa
    So trocknen die Blätter zwischen den Gießzyklen gleichmäßig ab.

Grauschimmel (Botrytis cinerea)

Botrytis – auch bekannt als Bud Rot – befällt meist dichte, harzreiche Blüten kurz vor der Ernte.

Erkennbar an:

  • Grauer, flauschiger Belag im Inneren der Blüte

  • Gelbe, verwelkende Blätter

  • Muffiger Geruch

Auslöser:

  • Luftfeuchtigkeit über 60 %

  • Stagnierende Luft im Blütendach

  • Verletzungen an Stängeln oder Buds

Behandlung:

  • Befallene Blüten sofort entfernen und entsorgen

  • Werkzeuge desinfizieren

  • Luftfeuchtigkeit unter 50 % halten

  • Luftzirkulation erhöhen

Tipp: Setze Trichoderma harzianum oder Bacillus subtilis als biologische Gegenspieler ein – sie verdrängen Botrytis aktiv aus dem Wurzel- und Blattbereich.

Wurzelfäule (Pythium & Fusarium)

Diese Krankheit zerstört die Wurzeln und damit das gesamte Versorgungssystem der Pflanze.

Symptome:

  • Welkende Pflanzen trotz feuchtem Substrat

  • Braun verfärbte, schleimige Wurzeln

  • Fauliger Geruch aus dem Topf

Hauptursachen:

  • Übermäßiges Gießen

  • Sauerstoffmangel im Wurzelbereich

  • Zu niedrige Substrattemperatur

Lösung:

  • Weniger gießen, Drainage prüfen

  • Nützliche Mikroben wie Trichoderma einsetzen

  • Substrattemperatur bei ca. 22 °C halten

  • In Hydro-Systemen: H₂O₂ zur Wasserdesinfektion verwenden

Bakterielle Krankheiten

Bakterielle Blattfleckenkrankheit (Xanthomonas)

Anzeichen:

  • Dunkle, nasse Flecken mit gelblichem Rand

  • Verformte Blätter, absterbende Spitzen

Ursache:

  • Zu hohe Luftfeuchtigkeit

  • Spritzwasser und stehende Tropfen auf den Blättern

Gegenmaßnahmen:

  • Blätter entfernen, Belüftung erhöhen

  • Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel oder Bio-Sprays einsetzen

  • Werkzeuge regelmäßig desinfizieren

Schleimige Wurzelfäule

Diese bakterielle Erkrankung wird oft mit Pythium verwechselt.

Merkmale:

  • Wurzeln mit schleimigem Film überzogen

  • Pflanze welkt trotz feuchter Erde

  • Geruch nach Verwesung

Ursache:
Staunässe, anaerobe Bedingungen, mangelnde Sauerstoffzufuhr.

Behandlung:

  • Drainage verbessern

  • H₂O₂ oder enzymatische Präparate verwenden

  • Auf gute Durchlüftung und pH-Stabilität achten

Viruskrankheiten: Unsichtbare, aber zerstörerische Feinde

Hop Latent Viroid (HLVd)

Das Hop Latent Viroid gilt als einer der gefährlichsten Krankheitserreger in der modernen Cannabiszucht.

Symptome:

  • Deformierte, dünne Blätter

  • Reduziertes Wachstum (Stunting)

  • THC- und CBD-Verlust um bis zu 50 %

Übertragung:

  • Stecklinge

  • Kontaminierte Werkzeuge

  • Thripse und weiße Fliegen als Vektoren

Behandlung:
Leider gibt es keine.
Nur frühzeitige Erkennung durch PCR-Test und die konsequente Entfernung infizierter Pflanzen verhindern eine Epidemie.

Hygiene, Quarantäne und steriles Arbeiten sind entscheidend.

Nährstoffmängel & pH-Ungleichgewicht

Nicht jede gelbe Verfärbung ist eine Krankheit. In den meisten Fällen steckt ein Nährstoffmangel oder pH-Lockout dahinter.

Nährstoff Typische Symptome Ursache Lösung
Stickstoff (N) Gelbe Blätter von unten nach oben Zu wenig N oder zu niedriger pH N-Dünger leicht erhöhen
Phosphor (P) Dunkelgrüne Blätter, violette Stiele pH < 6.0 oder > 7.0 pH stabilisieren (6.0–6.8)
Kalium (K) Verbrannte Ränder, schwache Buds Kaliummangel in Blüte K-Dünger erhöhen
Eisen (Fe) Helle, neue Blätter pH > 7.0 Eisenchelate hinzufügen

Tipp: Überprüfe regelmäßig den Drain-pH deiner Pflanzen.
80 % aller Mängel sind keine echten Defizite, sondern Aufnahmeblockaden durch falsche pH-Werte.

Schädlinge als Krankheitsüberträger

Viele Schädlinge richten nicht nur direkten Fraßschaden an, sondern übertragen zusätzlich Pilze und Viren.

Schädling Schaden Übertragene Erreger Biologische Kontrolle
Thripse Silberne Flecken, deformierte Blätter Viren (z. B. HLVd) Raubmilben, Neemöl
Breitmilben Verkrümmte Triebspitzen, Wachstumsstopp Schwefelverdampfer
Spinnmilben Gelbe Punkte, feine Netze Pilzbefall Phytoseiulus persimilis
Trauermücken Wurzelschäden durch Larven Pythium, Fusarium Nematoden (Steinernema feltiae)

Vorbeugung: Neemöl (5 ml/L Wasser) alle 5–7 Tage anwenden, saubere Schuhe und Kleidung beim Betreten des Growraums.

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Prävention & Pflanzengesundheit: Der IPM-Ansatz

1. Umweltkontrolle

  • VPD stabil halten: Feuchtigkeit und Temperatur immer im Optimalbereich.

  • Luftfeuchtigkeit: Max. 50 % in der Blütephase.

  • pH-Wert: 6.0–6.8 (Erde), 5.5–6.2 (Hydroponik).

2. Kulturhygiene

  • Werkzeuge und Hände regelmäßig desinfizieren

  • Alte Blätter und Pflanzenteile entfernen

  • Stets sauberes Gießwasser und saubere Behälter verwenden

3. Biologische Prävention

  • Nützlinge: Raubmilben, Marienkäfer oder Nematoden einsetzen.

  • Trichoderma-Pilze und Bacillus subtilis fördern gesunde Wurzeln.

  • Neemöl & Knoblauchextrakte als natürliche Schutzschicht gegen Insekten.

Rechtlicher Hinweis

Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken für den legalen Anbau von Cannabis (z. B. Medizinalhanf, wissenschaftlicher oder privater Anbau nach Gesetzeslage).
Er ersetzt keine ärztliche Beratung und bezieht sich ausschließlich auf die Pflanzengesundheit, nicht auf den medizinischen Gebrauch durch Menschen.

Fazit

Die häufigsten Cannabis Krankheiten und Schädlinge entstehen durch ein Zusammenspiel aus falscher Pflege, hoher Feuchtigkeit und mangelnder Hygiene.
Pilze wie Mehltau und Botrytis bleiben die größte Bedrohung, während Schädlinge wie Thripse oder Spinnmilben Krankheiten verbreiten.

Die beste Verteidigung: Vorbeugung, Kontrolle und biologische Unterstützung.
Mit einem stabilen Klima, korrektem pH-Wert und einer sauberen Umgebung kannst du deine Pflanzen schützen und maximale Qualität erzielen – ganz ohne chemische Mittel.

FAQ

Welche Krankheiten treten bei Cannabis am häufigsten auf?

Zu den häufigsten Cannabis-Krankheiten zählen Mehltau, Botrytis (Grauschimmel), Wurzelfäule und Nährstoffmangel.
Echter Mehltau bildet einen weißen Belag auf den Blättern, während Grauschimmel in dichten Buds entsteht und innerhalb weniger Tage ganze Pflanzen zerstören kann.
Wurzelfäule tritt meist durch Überwässerung oder Sauerstoffmangel auf – erkennst du braune, schleimige Wurzeln, ist sofortiges Handeln nötig.
Ein stabiler pH-Wert, gute Luftzirkulation und biologische Prävention sind die wirksamsten Schutzmaßnahmen.

Wie kann man Schädlingen am besten vorbeugen?

Vorbeugung beginnt mit Hygiene und Kontrolle. Neue Pflanzen sollten immer in Quarantäne gehalten werden, um keine Thripse oder Spinnmilben einzuschleppen.
Regelmäßige Neemöl-Sprays (alle 5–7 Tage) wirken repellierend gegen viele Schädlinge.
Darüber hinaus helfen Raubmilben, Marienkäfer und Nematoden, Schädlinge biologisch zu bekämpfen, bevor sie sich vermehren.
Eine gute Luftbewegung und trockene Blätter verhindern zusätzlich die Eiablage vieler Insektenarten.

Was ist das Hop Latent Viroid (HLVd)?

HLVd ist ein winziges RNA-Viroid, das die Pflanze von innen infiziert und ihre Stoffwechselaktivität hemmt.
Typisch sind langsames Wachstum, schwache Triebe, deformierte Blätter und ein dramatischer Verlust von THC- und CBD-Gehalt.
Da das Viroid über Stecklinge, Werkzeuge und sogar Schädlinge verbreitet wird, kann es sich schnell durch ganze Growräume ausbreiten.
Die einzige effektive Maßnahme ist ein PCR-Test zur Diagnose und das sofortige Entfernen betroffener Pflanzen.
Hygiene, Quarantäne und steriles Arbeiten sind die einzigen Wege zur Kontrolle.

Wie unterscheide ich Nährstoffmangel von Krankheit?

Nährstoffmängel zeigen sich oft zuerst an bestimmten Blättern:

  • Mobile Nährstoffe (z. B. Stickstoff, Phosphor, Kalium) verursachen Symptome an älteren Blättern.

  • Immobile Nährstoffe (z. B. Eisen, Calcium) zeigen sich an neuen Trieben.

Krankheiten dagegen treten meist unregelmäßig auf, zeigen Flecken, Fäulnis oder Pilzbelag.
Ein pH-Test hilft zu erkennen, ob es sich um einen Mangel (falscher pH) oder um eine Infektion handelt.
Ein gutes Diagnosewerkzeug ist eine Lupe (30x), um Schimmel oder Schädlinge frühzeitig zu erkennen.

Kann Cannabis selbst Krankheiten auslösen?

Cannabis verursacht keine pflanzlichen Krankheiten, kann aber beim Konsum Nebenwirkungen hervorrufen.
Zu hohe Dosen oder THC-starke Sorten können Angst, Paranoia oder Herzklopfen auslösen.
Langfristiger, intensiver Konsum kann bei empfindlichen Personen das sogenannte Cannabis Hyperemesis Syndrom (CHS) verursachen – eine seltene, aber ernste Erkrankung mit wiederkehrender Übelkeit.
Diese Effekte hängen stark von der Dosis, Konsumform (Rauchen vs. Verdampfen) und individuellen Empfindlichkeiten ab.
Als Medizinprodukt sollte Cannabis daher immer unter Aufsicht und Dosierungsempfehlung eines Arztes verwendet werden.

Bud Voyage, Gründer, Agrarwissenschaften

Matthias Coufal

M.Sc. Agrarwissenschaften | Experte für Cannabis & Pflanzenbau | Mitgründer Bud Voyage
Matthias Coufal hat Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim sowie Agrarmarketing und Management in Weihenstephan studiert. Bereits während seines Studiums hat er sich intensiv und wissenschaftlich mit der  Pflanze Hanf  beschäftigt – mit besonderem Fokus auf nachhaltigen Anbau, Inhaltsstoffe und Nutzungsmöglichkeiten.